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Sie werden das Problem kennen, vor dem man zunächst steht, wenn man ein hinreichend umfangreiches softwaregestütztes System erstellt. Man kann von der Vielzahl von Detailproblemen, die sich schon nach einer kurzen Erörterung der Aufgabe stellen, geradezu überwältigt werden, wenn man eine solche Herausforderung ohne Methodik, Erfahrung und Umsicht in Angriff nimmt. Eine weithin auf allen Ebenen der Durchführung von Softwareentwicklungsprojekten verbreitete Methode ist die hierarchische Aufspaltung von Aufgaben in zunehmend übersichtliche Teilaufgaben. Mag sich dieses als Divide and Conquer bekannte Vorgehen – beginnend in hierarchischen Organisationstrukturen von Projekten über die hierarchische Paketisierung von Software-Artefakten bis hinunter zur Aufrufhierarchie von Algorithmen erstrecken – so soll der fraktale Würfel an einen weitere wertvolle und eher zu selten eingesetzte Strategie erinnern, die ebenso geeignet ist ein hohes Maß an Komplexität zu bändigen: Das Erkennen des Systems.

Stellen Sie sich vor, sie müssten die auf dieser Web-Seite dargestellte dreidimensionale Hilbertkurve exakt beschreiben, ohne das ihr zugrunde liegende Bildungsgesetz zu kennen. Mag es einem Nicht-Mathematiker vielleicht noch attraktiv erscheinen, die 64 Eckpunkte der Figur einzeln aufzuzählen statt einmal über das System hinter dieser Figur nachzudenken, so wird man mit der nächsten Komplexitätsstufe an diesem Vorgehen verzweifeln. Genauso geriete jedes Softwaresystem zu einer ständig wachsenden Sammlung von Einzelfällen, wenn nicht bereits mit der Anforderungsanalyse auch die Suche nach einer – nach Möglichkeit kleinen – Menge von Systematiken beginnen würde, die in der Lage ist die Anforderungen zu erfüllen. Zunächst mag eine "lose Sammlung von Einzelfällen" noch nicht als problematisch erachtet werden. Doch für einen erfahrenen Softwareingenieur gehört neben der reinen Umsetzung der Anforderungen auch die Anpassungsfähigkeit an Veränderungen zu den Eigenschaften einer guten Software, die von der Sammlung einzelner Fallbeispiele nur in den wenigsten Fällen angemessen erfüllt wird.

Neben dem Überblick über den enormen technischen Fortschritt der IT-Branche – handele es sich nun um eine wirkliche Innovation oder um einen Hype – bildet auch der vernünftige Einsatz von erstaunlich langlebigen Problemlösungsstrategien ein wichtiges Fundament für technische Lösungen, die langfristig rentabel genutzt und weiterentwickelt werden können.

Marcus Perlick
Diplom Informatiker